
Die Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse im Plenum. © Caroline Tanner
6 dicembre 2024
Stiftung Baukultur Schweiz | Da un punto di vista personale
Erfolgreicher Auftakt des neuen Formats «Baukultur im Unternehmen»
Losinger Marazzi im Dialog mit der Stiftung Baukultur Schweiz: 40 Projektleiter:innen der Immobilienentwicklerin und Totalunternehmung trafen sich am 17. September 2024 in Solothurn zum baukulturellen Workshop. Der Workshop wurde von der Stiftung Baukultur Schweiz in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Kultur BAK und Losinger Marazzi initiiert und durchgeführt. Er markierte den erfolgreichen Start des neuen Formats «Baukultur im Unternehmen», in dem gemeinsam untersucht wird, wie hohe Baukultur in unternehmerisches Handeln eingebettet werden kann.

Klaus Müller, Leiter Niederlassung Zürich bei der Losinger Marazzi AG und Beirat der Stiftung Baukultur Schweiz, begrüsst die Teilnehmenden. © Caroline Tanner
Dass der erste Workshop «Baukultur im Unternehmen» bei Losinger Marazzi stattfand, war kein Zufall. Nicht nur die Teilnahme am Workshop zeigt, dass Baukultur der Firma ein nennenswertes Anliegen ist. Das Unternehmen gehört zur internationalen Gruppe Bouygues Construction, die als Mitglied der Davoser Baukultur Alliance weltweit hohe Baukultur fördert. Die Alliance basiert auf dem Qualitätssystem für Baukultur, das aus der Davos Declaration 2018 hervorging und die Bedeutung hoher Baukultur unterstreicht. Der Workshop in Solothurn diente dazu, dieses Engagement zu vertiefen: Die Teilnehmenden diskutierten, wie die Prinzipien der Baukultur in Unternehmensprozesse integriert und mit Praxisbeispielen verankert werden können.
Acht Kriterien für hohe Baukultur
Grundlage des Workshops bildeten die acht Kriterien für hohe Baukultur, die im Davoser Qualitätssystem definiert sind. Sie sind interdisziplinär angelegt und betonen die Integration der Baukultur in verschiedenste Branchen und gesellschaftliche Bereiche. Dieses pluralistische Fundament trägt zur breiten Förderung hoher Baukultur bei. Zu Beginn des Workshops stellte Enrico Slongo, Präsident der Stiftung Baukultur Schweiz, die Kriterien vor. Mit einleitenden Fragen wurden die Teilnehmenden angeregt, die Bedeutung dieser Kriterien in ihrer eigenen Arbeit zu reflektieren. Anschliessend diskutierten sie in Gruppen, inwiefern die Prinzipien bereits gut in die Projekte von Losinger Marazzi integriert werden und in welchen Bereichen die Prinzipien zukünftig noch stärker beachtet werden können.

Projektleiter:innen von Losinger Marazzi diskutieren über die Baukultur in den eigenen Projekten mit Markus Burkhalter, Stiftungsrat der Stiftung Baukultur Schweiz.. © Caroline Tanner
Reflexion der eigenen Projekte
In den Gruppen wurde jedes der acht Kriterien einzeln besprochen und auf ein bereits entwickeltes und realisiertes Immobilienprojekt von Losinger Marazzi angewandt. Besonders wertvoll für die Reflexion war auch die langjährige Erfahrung der Projektleiter:innen. Moderiert von den Experten der Stiftung Baukultur Schweiz und des BAK, entstanden in den Diskussionen wertvolle neue Erkenntnisse zur Integration der Baukultur in unternehmerisches Handeln. Für besonders viel Gesprächsstoff sorgten die Kriterien Genius Loci, Umwelt, Diversität und Kontext. Diskutiert wurde beispielsweise, wie die Bedürfnisse der künftigen Bewohner:innen in die Projektentwicklung eingebunden werden und wie die bereits bestehende Bevölkerung vor Ort jeweils noch stärker in die Planung einbezogen werden könnte.
Baukultur und das Erreichen der Klimaziele
Auch Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Biodiversität boten mögliche Ansatzpunkte. Losinger Marazzi setzt bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten auf Nachhaltigkeit in ihren Projekten. Eine optimale Konzeption der Flächen, kreislauffähige Baustoffe, die die benötigte graue Energie minimieren, nachhaltige Energiekonzepte, das Verhindern von Hitzeinseln sowie die Förderung der Biodiversität erhöhen die Attraktivität von Gebäuden, Quartieren sowie Lebensräumen und verringern deren CO2-Fussabdruck. Eines der bekannten, von Losinger Marazzi entwickelten 2000-Watt-Areale ist beispielsweise das Erlenmatt West in Basel, wo die Stiftung Baukultur Schweiz im Oktober 2023 in Zusammenarbeit mit der HSLU eine Quartiersbegehung organisieren durfte (mehr dazu finden Sie im Blog zur Veranstaltung «Baukultur konkret #2»). Schliesslich machten die Diskussionen am Workshop allen Teilnehmenden nochmals bewusst, wie wichtig die Berücksichtigung des Kontextes – sei es städtebaulich oder ökologisch – ist, um Immobilienprojekte baukulturell zu bereichern.

Diskussionen über Baukultur in Gruppen. © Caroline Tanner
Schlüsselelemente für die Baukultur
Am Ende des Workshops präsentierten die Gruppen ihre Ergebnisse im Plenum. Dabei wurde deutlich: Beim Entwickeln und Realisieren von Immobilienprojekten gibt es keine absolut gültigen Antworten. Ein Beispiel hierfür ist die Wahl des richtigen Planungsverfahrens. Slongo betonte dazu abschliessend: «Es braucht das richtige Planungsverfahren am richtigen Ort.» Entscheidungen müssen immer an die jeweilige Situation angepasst werden, was auf viele der diskutierten Themen zutrifft. Es gibt also keine universelle Methode, die in jedem Fall zu hoher Baukultur führt. Denn Immobilienprojekte finden immer auch in einem sozialen, kulturellen, ökologischen und wirtschaftlichen Kontext statt. Jedes Gebäude ist individuell und steht in einer einzigartigen Umgebung, während es gleichzeitig Teil einer gemeinsamen Welt ist, über die wir in einem ständigen Dialog stehen. Bauen bleibt also eine komplexe Aufgabe.
Ein Mehrwert für die Gesellschaft
Der Workshop zeigte eindrucksvoll, wie Unternehmen einen Beitrag zur Baukultur leisten können – durch Reflexion, Zusammenarbeit und konkrete Massnahmen. Die Projektleiter:innen von Losinger Marazzi erhielten neue Impulse, um die Prinzipien hoher Baukultur in künftige Projekte zu integrieren. Der partnerschaftliche Austausch ermöglichte eine wertvolle Reflexion darüber, wo wir heute in Sachen hoher Baukultur stehen und wie wir gemeinsam eine langfristige Perspektive auf die gebaute Umwelt einnehmen können. Hohe Baukultur erfordert ein transdisziplinäres Engagement und führt letztendlich zu einem Mehrwert für die Gesellschaft. Denn: In hoher Baukultur lebt es sich besser.
Stiftung Baukultur Schweiz
Die Stiftung Baukultur Schweiz ist eine nationale, neutrale und politisch unabhängige Stiftung. Im Frühjahr 2020 gegründet, bringt sie Akteure zusammen, schafft Plattformen, initiiert Prozesse und macht sich stark für jene, welche die Grundlagen der Baukultur inhaltlich ausarbeiten oder diese in der Praxis umsetzen.
